Statt Guten Tag hieß es: Hesch ä Kart?

Statt Guten Tag hieß es: Hesch ä Kart?

Wer konnte, der kam. Simon Schobel flog am Vormittag direkt aus seinem Wohnort Sibiu ein, dem rumänischen Hermannstadt. Arno Ehret kam mit dem Auto aus der Schweiz – und der große Rest aus der Region. Auf dem „Erlebnis- und Kuhlturbauernhof“ von Beate und Markus Eggs feierten die alten Hofweierer Handballstrategen am Samstag aus vielerlei Gründen.

Zunächst ihren Aufstieg in die Bundesliga, der sich in diesem Sommer zum 50. Mal jährt. Und dann die runden und halbrunden Geburtstage, die es seit dem letzten Treffen der „TuS-Oldies“ vor zwei Jahren gab. Schlagwurfkönig und Spielmacher Gerd Leibiger sowie Abwehrchef Werner Decker haben die 75er-Marke geknackt. Ehret und Erich Quarti sind 70 geworden, Rudi Fritsch 65, und Reiner Bauert sowie Gastgeber Markus Eggs gehören mittlerweile dem Club der „Sechziger“ an.

Die meisten sind noch fast taufrisch. Schobel, braungebrannt und in Grünweiß wie immer, vertickt auch mit 74 noch seine Möbel in Rumänien. „Zwischendurch habe ich mal aufgehört, aber das hat mir nicht gutgetan“, berichtete der Spielertrainer und Torjäger der Mannschaft, die 1974 aus der Regionalliga Süd den Sprung in die Bundesliga Süd schaffte. Dann zog er die Notbremse: „Ich habe wieder angefangen zu arbeiten und werde das tun, bis ich in die ewigen Jagdgründe abberufen werde.“

Neben Befindlichkeiten wurden vor allem Anekdoten ausgetauscht. Thomas „Hollywood“ Schulz berichtete, wie er als 5-Jähriger den in der elterlichen Gipserei jobbenden Studenten Leibiger stresste. Der musste sich in der Mittagspause ins Tor stellen, und der kleine Schulz versuchte, ihn mit seinen Würfen zu überwinden. Papa Schulz fragte derweil aufgeregt: „Und? Wird er was...?“ Der Sohnemann wurde Nationalspieler, und Leibiger nahm so viel Fachwissen mit, dass er später sein Haus in Altenheim selbst baute.

Für den Nachfolgeverein HGW Hofweier schaute Dieter Fels vorbei, überbrachte ein kleines Geschenk und großes Lob: „Solche Emotionen, wie ihr sie geweckt habt, hat in der Ortenau seither kein Verein mehr ausgelöst.“

Decker, der zum Ehrenspielführer ernannt wurde, schilderte die Situation des Aufstiegs. Als es geschafft war, sei Vereinschef Franz Müller auf zwei übereinander gestellten Tischen gestanden und habe in den Saal gerufen: „Wir spielen in der Bundesliga!“ Die Begeisterung in der Region brachte Decker mit der damaligen Begrüßungsformel auf den Punkt: „Da sagten die Leute nicht mehr Guten Tag, sondern hesch ä Kart?“

Höhepunkt des Abends war eine launige Ansprache von Arno Ehret. Der 1978er-Weltmeister plauderte in seiner selbstironischen Art zunächst übers Älterwerden. „Du meinst zwar, noch eine gewisse Jugendlichkeit zu haben, doch dann bist du im Urlaub, willst einen Mietwagen und bekommst die Antwort: Mit 70 geht das nicht mehr.“ Und als er kürzlich im überfüllten Bus mit seiner „Arthrose“-Schulter im Stehen Halt gesucht habe, da „hat mir ein junges Menschlein einen Platz angeboten...“

Das Erfolgsgeheimnis der „rasenden Zwerge vom Schwarzwald“, wie Hofweiers Handball-Helden genannt wurden, zeigte sich auch am Samstag. „Wir können immer noch quatschen, als wären wir erst gestern nach dem Training auseinandergegangen“, sagte Decker. Schobel formulierte es mit dem ihm eigenen Pathos: „Jungs, es war mir eine Ehre, mit euch zu spielen.“

Deshalb gilt auch künftig das Motto: Nach dem Treffen ist vor dem Treffen. Es wird weitergehen. Und wer kann, der kommt.

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