Die Tenniswelt verneigte sich in Paris vor einem Erstrunden-Verlierer. Dass Rafael Nadal gleich zum Auftakt der French Open scheiterte, war ein denkwürdiges Kapitel Tennis-Geschichte, das nur in nackten Zahlen eine Niederlage ist. Nach fast zwei Jahren Verletzungspause versuchte der deswegen ungesetzte Sandplatzkönig, am Ort seiner größten Triumphe das Rad ein letztes Mal zurückzudrehen. Heraus kam ein faszinierendes Match gegen Sascha Zverev, das Endspiel-Niveau hatte und ganz große Gefühle lieferte.
14-mal hat der Mallorquiner, der heute 38 wird, das wichtigste Sandplatzturnier der Welt gewonnen – und dabei 98 "Best-of-five"-Matches. Das bedeutet maximale Strapaze. „Da müssen Gesundheit, Form, Wetter und Auslosung passen“, weiß Boris Becker, „eigentlich geht das in der Häufigkeit nicht.“
Doch Nadal hat noch ganz andere Hürden genommen. 2005 nach dem ersten Sieg in Roland Garros, begann bereits die Deformierung seines Fußes, und die Ärzte rieten: „Lass das mit dem Tennis!“ Der Spanier blieb beratungsresistent. Es gab Zeiten, da ließ er sich den Fuß taub spritzen, um antreten zu können, und ging zwischen den Matches an Krücken.
Spielverderber Zverev verkniff sich seine Freude und redete noch besser, als er aufschlug. Er dankte Nadal für sein Lebenswerk und sagte: „Das ist nicht mein, sondern sein Moment.“
So viel Respekt hätte der FC Bayern auch gerne, aber die Münchner haben eine Menge davon verspielt. Vor allem durch den enormen Trainerverschleiß und das Chaos bei der Suche. Seit Flick 2020 den Hut nahm, wurden 62,5 Millionen Euro in diverse Nachfolger gepumpt. Victor Kompany, der neue Chef der Kompanie, ist der achte Coach in acht Jahren. Nun fragen sich viele: Ist der ehemalige ManCity-Profi ein Zauberlehrling von Pep Guardiola, oder hat Eurosport-Experte Pete Sharland recht, wenn er lästert: „Es ist so, als würde Liverpool versuchen, Timo Schultz von Köln loszueisen.“
Angeblich hatten Hoeneß und Rummenigge ihren alten Spezi Hansi Flick schon weichgespült, nur für ein Jahr zu unterschreiben, um danach Spielraum zu haben für große Lösungen wie Klopp, Alonso oder gar Guardiola. Doch der neue Sportvorstand bevorzugte den Umbruch und will Strukturen aufweichen. Unter uns gesagt: Max Eberl ist eine arme Sau, solange die Fäden am Tegernsee gesponnen werden.
Flick lässt sich nun mit dem ausgehöhlten Riesen Barcelona ein. Zum halben Gehalt seines Vorgängers Xavi. Der sagt nur: „Das einzige was Flick retten kann, sind Siege.“ Nach gutem Startkapital klingt das nicht.
Dass man aus wenig viel machen kann, hat der BVB gezeigt. Vor einem Jahr stand Dortmund nach der verschenkten Meisterschaft mit lotterleeren Händen da, jetzt hätten sie fast die Champions League gewonnen. Gegen die gar nicht übermächtigen Madrilenen fehlte nur die Kaltschnäuzigkeit.
Mutig war Nils Kaben. Vor zwei Jahren, als Real im Finale Liverpool mit unverschämtem Glück bezwang, wagte es der ZDF-Reporter, Toni Kroos zu fragen: „War es überraschend, dass Ihr Team so in Bedrängnis geriet?“ Dafür kassierte er einen wüsten Einlauf: „Jetzt hattest du 90 Minuten Zeit und stellst mir so eine Scheißfrage!“
Kaben riskierte es am Samstag erneut – ohne Zeugen und Geschworene. Doch der große Kroos war nach seinem letzten Spiel für Real so milde gestimmt, dass er selbst zugab: „Es hat lange gedauert, bis wir die bessere Mannschaft waren.“ Ende gut alles gut. Jetzt fehlt nur noch die Europameisterschaft.