Veteranen-Ball

Oldies but Goldies ist ein unkaputtbares Erfolgsmodell in der Musik. Ganze Sender haben sich dieser Strategie verschrieben. Manchmal zählt das auch im Fußball. Fragen Sie Uli Hoeneß ...

Schon viermal war sein bester Kumpel Jupp Heynckes Trainer des FC Bayern. Zuletzt vor sechs Jahren. Da hatte er schon 73 Lenze auf dem Buckel und holte trotzdem noch die Meisterschaft. Horst Hrubesch (72) ist der Frauenversteher im deutschen Fußball. Otto Rehhagel wurde mit 66 als griechischer „Rehakles“ Sensationseuropameister, und Ottmar Hitzfeld war auch schon 63, als er den Münchnern zum letzten Mal in seiner Karriere das Double bescherte.

Jetzt reden alle über Friedhelm Funkel. Der springt mit 70 überall dort ein, wo die Kacke am Dampfen, die Erde aber noch nicht verbrannt ist. Dafür hat die graue Eminenz aus Uerdingen ein feines Gespür.

Aktuell versucht der mit sechs Aufstiegen erfolgreichste Zweitliga-Trainer des deutschen Fußballs, den 1. FC Kaiserslautern vor dem Abstieg zu retten. Ob das gelingt, hängt am seidenen Faden. Doch nebenbei hat Funkel schnell mal Fußball-Geschichte geschrieben. 47 Jahre, nachdem er als Spieler mit den Pfälzern das DFB-Pokalfinale 1981 gegen Eintracht Frankfurt mit 1:3 verlor, führte er die Lauterer nun als Trainer an den Sehnsuchtsort Berlin.

Funkel ist in dieser Saison schon der dritte Trainer, der sich am Betzenberg versucht, aber er hat die Ruhe weg und sagt so Sätze wie: „Ich muss nicht jedes Computerprogramm beherrschen, aber ich weiß schon noch, wie man eine Mannschaft auf einen Gegner einstellt.“

Das hat er beim Halbfinale eindrucksvoll bewiesen. Im Bermudadreieck Saarbrücken, wo schon der KSC, die Bayern, Frankfurt und Gladbach auf ominöse Weise verschwanden, zog Funkel die logische Konsequenz. „Wir dürfen uns nicht auskontern lassen“, erkannte er messerscharf und verordnete eine destruktive Spielweise, mit der er dem ARD-Publikum den Fernsehabend verdarb, aber das Endspiel erreichte.

Das Kontrastprogramm auf dem deutschen Trainermarkt heißt Julian Nagelsmann und Sandro Wagner. Sie sind jung, gegelt und zusammen so alt wie Funkel. Die Trainer der Nationalelf haben die Hälfte an Erfahrung, aber den x-fachen Verdienst. Und sie beherrschen das Periodensystem des modernen Fußballs im Schlaf – von der abkippenden Sechs über den Impect-Wert bis zur falschen Neun oder schwimmenden Zehn.

Noch so ein Überflieger aus der neuen Generation der Laptop-Trainer ist Xabi Alonso (42). Bei seiner zweiten Trainerstation hat der Spanier aus der grauen Maus Bayer Leverkusen das schillerndste Team Europas gemacht.

Was sein Auftreten betrifft, wirkt er dabei wie der Erfinder des Ballflachhaltens. „Ein bescheidener Typ, der nie übertreibt, aber alles für den Erfolg gibt“, schwärmt ZDF-Experte Mertesacker.

Seit 41 Spielen ist Leverkusen ungeschlagen. Falls diese Serie bis zum Pokalfinale am 25. Mai hält, wird selbst Friedhelm Funkel daran nicht rütteln können.

Aber wie hält Alonso die Spannung immer weiter aufrecht? „Magier“ Vlado Stenzel, 89 inzwischen, befand sich 1972 in einer ähnlichen Situation. Seine jugoslawischen Handballer waren in 35 Turnieren unbesiegt. Um sie wieder einzunorden, ließ er sie gegen die DDR 60 Minuten lang in Unterzahl spielen. Sein Kontrahent Seiler hätte kotzen können.

Für Xabi Alonso taugt diese Idee aber nur bedingt. Denn bei solchen Tricks steigt jeder Laptop aus.

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