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Eine der Gretchenfragen im Fußball lautet: Welcher Trainer passt zu welchem Verein?

Es gibt genetische Antworten: Christian Streich und Freiburg oder Frank Schmidt in Heidenheim. Die sind dort quasi von Haus aus Trainer. Nur: Eine Versicherung ist das nicht. Siehe Marco Rose. In seiner Geburtsstadt Leipzig genügte schon eine verletzungsbedingte Ergebniskrise, dass die Medien an seinem Trainerstuhl sägten.

Eine Frage der Geduld.

Die ist an Standorten wie Bremen oder Kaiserslautern naturgemäß ausgeprägter. Deshalb haben dort Veteranen wie Otto Rehhagel (86) oder Kalli Feldkamp (90) nicht nur Meisterschaften, sondern vor allem Nachhaltigkeitspreise gewonnen – und damit Kultstatus erlangt.

So wie Pep Guardiola. Nach dem spanischen WM-Triumph 2010 galt der Katalane als avantgardistischer Trainer, der die Kurzpass-Könige des FC Barcelona perfektionierte und auf den Wunschzetteln der europäischen Topclubs prangte. Als er 2013 tatsächlich in München auf der Matte stand, platzte Uli Hoeneß vor Stolz fast der Bauch. Und Kalle Rummenigge fühlte sich wie ein Staatsmann.

Allein die eingebaute Erfolgsgarantie hatte auch Guardiola nicht. In drei Jahren beim FC Bayern wurde er dreimal Meister, holte zweimal das Double, scheiterte aber jeweils im Halbfinale der Champions League. Weil er sich vercoachte.

2016 zog Pep weiter nach Manchester, wo er überraschend Wurzeln schlug. Bei City hatte er alles: Ruhm, Tradition und unfassbaren Reichtum durch die Milliarden aus Abu Dhabi. Erling Haaland, Kevin de Bruyne – er konnte sich jeden Spieler leisten.
Und Guardiola lieferte: sechs Meisterschaften in sieben Anläufen, dazu die Champions League 2023. Aktuell aber verkommt ManCity zur Lachnummer: fünf der letzten sieben Spiele verloren. Nach dem 0:2 in Liverpool sangen die Fans der „Reds“: „Morgen wirst du gefeuert!“ So schnell kann das gehen.

In München haben sie seit Guardiola vieles probiert, verheizt und verbraten, einschließlich Nagelsmann. Zuletzt gewannen sie keinen Titel mehr, höchstens noch die Erkenntnis, dass Thomas Tuchel Fußball besser an der Harvard University lehren sollte als an der Säbener Straße.

Nachdem auch dieses Thema durch war, hatten die Bayern bei der Trainersuche die längste Shortlist aller Zeiten, und sie sammelten Körbe wie sonst Punkte.

Xabi Alonso, Rangnick, Nagelsmann, den sie zurück wollten, De Zerbi, Zidane, Glasner, Sebastian Hoeneß, Demichelis – keiner wollte.

Dann war plötzlich Vincent Kompany der neue Chef der Kompanie. Natürlich baumelte dem Belgier zu Beginn das Schild „Notnagel“ um den Hals. Doch bald lobten alle den attraktiven Spielstil. Fußballflüsterer Sammer kletterte die Tonleiter hoch: „Kompany hat die Probleme versachlicht. Als 38-Jähriger führt er wie ein 65-Jähriger.“

Und Hoeneß riskierte wieder eine dicke Lippe: „Was ich zusagen kann, ist die Meisterschaft“, tönte er bei einem Forum in Zürich.
Nach dem Pokal-K.o. gegen Leverkusen, dem fünften vorzeitigen in Folge, nach der Klatsche in Barcelona und den nicht gewonnenen Duellen gegen Frankfurt und Dortmund klingt das alles wie das berühmte Pfeifen im Walde. „Nimmt man die Ergebnisse, ist es ernüchternd“, gibt Joshua Kimmich zu.

Wenn Sie wirklich wissen wollen, ob Vincent Kompany der passende Bayern-Trainer ist, und falls Sie noch Fragen zum weiteren Saisonverlauf haben, dann nutzen sie Künstliche Intelligenz oder schreiben Sie an uli.hoeness@zusagen.de.

 

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