Plaudereien und Hahnenkämpfe

Bevor es ernst wird in der Champions League, gingen die Bayern noch schnell zum Babbeln. Trainer und Spieler besuchten diverse Fanclubs. Nähe zur Basis ist ein bewährtes Instrument der Image-Pflege.

Weil man unter Freunden in wohliger Clubhaus-Atmosphäre gerne ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudert, machte Thomas Tuchel in Heidenheim keinen Hehl aus dem Reiz, den das Ausland auf ihn ausübt, und nannte speziell die spanische La Liga. Ohne jeden zeitlichen Bezug, wohlgemerkt.

Derweil fand Manuel Neuer am Tegernsee warme Worte für Jürgen Klopp. „Beim FC Bayern hätte keiner was dagegen“, meinte der Nationaltorhüter zur Zukunft des scheidenden Liverpool-Trainers. Ohne jeden zeitlichen Bezug, wohlgemerkt.

Weil die Rückzugsankündigungen von Klopp an der Anfield Road und Xavi beim FC Barcelona ein europäisches Trainerbeben mit möglichem Domino-Effekt ausgelöst haben, wurde das harmlose Bayern-Geschwätz schnell für schräge Thesen missbraucht.

An der Stelle kommt, wen wundert’s, Didi Hamann ins Spiel. Der schwimmt im Haifischbecken der vielen Experten dermaßen gegen den Strom, dass er sich dem Verdacht aussetzt, seine oft wirren Thesen gegen (gutes?) Honorar nur zum Zweck der Provokation zu äußern.

Bei „Sky90“ unterstellte er Tuchel, sich in Heidenheim für den Trainerposten bei Barça in Stellung gebracht zu haben und nannte ihn „das größte Missverständnis seit Jürgen Klinsmann“.

Danach hatten sie beim FC Bayern die Faxen dicke und drohten ihrem ehemaligen Spieler Konsequenzen an. Worauf Hamann prompt zurückruderte: „Ich habe das falsch interpretiert.“

Natürlich stinkt das Tuchel. Aber es ist Unsinn und somit kein echtes Problem. Die Geschütze der „Bild“-Zeitung sind ein anderes Kaliber. So soll der Bayern-Trainer vor versammelter Mannschaft gesagt haben: „Ihr gebt mir keine Energie.“ Richtung schlechte Chemie geht auch der Verdacht, dass der spieltaktisch über jeden Zweifel erhabene Tuchel einfach keinen Draht zu den Schlüsselspielern Kimmich, Goretzka und Müller finde.

Es bleibt spannend an der Säbener Straße. Selbst dann, wenn eine Pokal-Woche stattfindet, bei der die Bayern nur noch Zuschauer sind.

Die waren bei der Handball-Europameisterschaft die große Attraktion. Sechs mal 20.000 Zuschauer in der Kölner Lanxess-Arena machten die Auftritte des deutschen Teams zu einem Mega-Spektakel – unabhängig vom Ergebnis. Ganz zu schweigen von der Weltrekord-Kulisse von 53.000 beim Eröffnungsspiel in Düsseldorf.

Knorr und Co. erreichten das Halbfinale und damit das große Ziel, obwohl unterm Strich die nüchterne Bilanz von vier Siegen einem Remis und vier Niederlagen steht.

Trotzdem gibt es Schulterklopfen von allen Seiten, auch für Bundestrainer Alfred Gislason, der außerhalb jeglicher Kritik und vor einer Vertragsverlängerung steht.

Nur einem ist dieses Wellnessbad im Wohlfühlbecken ein Dorn im Auge. Handball-Revoluzzer Bob Hanning gab in seiner „kicker“-Kolumne der deutschen Mannschaft für Rang vier nur die Note 4.

Der ehemalige DHB-Vizepräsident geizt auch nicht mit Kritik am Bundestrainer: Zu wenig Einsatzzeiten für die jungen Spieler und die aus der zweiten Reihe. Das lässt der knorrige Isländer nicht auf sich sitzen und geht dahin, wo es Hanning wehtut. „Er ist keine Koryphäe des Welthandballs und nicht objektiv.“
Frage: Hilft das unserem Handball? Oder ist es nur ein Hahnenkampf zweier Alpha-Tiere, die sich nicht mögen?

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