Goethe ließ einst seinen Faust zu Gretchen sagen: "Namen sind Schall und Rauch." Das ist über 300 Jahre her und stimmte schon damals nicht.
Heute sind Namen Markenzeichen, speziell im Fußball.
Denken wir nur an Fritz Walter. Der „Chef“ war Deutschlands erstes Fußball-Idol nach den schrecklichen Zeiten des Nationalsozialismus. Weltmeister-Kapitän von 1954. Im Regen von Bern. „Däm Fritz sei Wädder“, wie Bundestrainer Sepp Herberger zu sagen pflegte. Weil der schmächtige Pfälzer vom Betzenberg auf nassem Rasen seine überlegene Technik am besten ausspielen konnte.
Doch seinen Namen hatte er nicht exklusiv. Drei Jahrzehnte später betrat ein anderer Fritz Walter die große Bühne. Bekannt wurde er als Waldhof-Bub von "Monnem". Über den Bundesliga-Torschützenkönig von 1992 erzählt man sich beim OFV, dass er 1981 Wunschspieler von Trainer Klaus Blawert war. Doch Walter, damals noch ein Weinheimer, reizte den Fischer-Louis finanziell bis aufs Blut, um den OFV-Boss dann eiskalt abblitzen zu lassen.
Während Walter in der Hitliste deutscher Nachnamen Rang 38 belegt, gehört Wagner in die Top 10. Dementsprechend machten die Wagners auch im Fußball Musik.
Martin Wagner etwa, der von der Offenburger Badstraße aus eine große Karriere startete. Nach dem Abstieg mit dem 1. FC Kaiserslautern versprach er seinem Idol Fritz Walter in die Hand, diesen Totalschaden umgehend zu reparieren, was schon zwei Jahre danach mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft eindrucksvoll gelang.
Die Wagner-Legende reicht vom Trainer David Wagner über dessen Tochter Lea Wagner, die den Fußball in der ARD-Sportschau präsentiert, bis zur hypermodernen Ausgabe. Die heißt Sandro Wagner, und der gilt spätestens seit seiner Zeit als Assistent von Bundestrainer Nagelsmann so trendy, dass ihm die Bundesliga-Türen reihenweise offenstanden. Aktuell wird er im Abstiegskampf beim FC Augsburg wieder eingenordet.
Im Fußball ist es wie im richtigen Leben. Die Nummer eins unter den Namen ist der gute, alte Müller. Die KI schätzt, dass aktuell zwischen 700.000 und 850.000 Menschen in unserer Republik diesen Namen tragen. Was einem Prozent der Bevölkerung entspricht. Ganz egal, ob Gerd, Dieter oder Thomas – Müller steht in der Bundesliga für eingebaute Torgarantie.
Vorsicht, Falle heißt es dagegen, wenn die Reporter Jule Brandt ins Mikrofon brüllen. Da droht akute Verwechslungsgefahr. Geschlechterübergreifend sogar.
Ist das Trikot gelb mit schwarzem Zusatz, dann handelt es sich um Julian, genannt „Jule“, Brandt. Der gehört zu den hochbegabten Kickern des Landes, und sein Dortmunder Trainer Niko Kovac würde ihn trotz aller Formschwankungen allzu gerne ins oberste Regal mit Wirtz und Musiala einsortieren.
Und dann gibt’s noch das Original. Jule Brand, die wirklich Jule heißt, geboren im badischen Germersheim, inzwischen ein Gesicht des deutschen Frauenfußballs und Profi bei Olympique Lyon.
Ein ganz neuer Sound im Konzert der großen Namen ist Woltemade. An dieser Stelle gestehe ich, anfangs gedacht zu haben, dass der lange Schlaks des VfB Stuttgart ein in der Bundesliga gestrandeter Engländer sei, der sich „Woltimeid“ oder so ähnlich ausspricht.
Weit gefehlt: Woltemade ist ein seltener deutscher Name, der vorwiegend im Umkreis Bremen auftaucht – und bedeutet „unbeschwert“. Genau so spielt Nick Woltemade inzwischen bei Newcastle United. Trotz 90 Millionen Ablöse. Nomen est omen.