Nur zur Sicherheit: Jamal Musiala – der Name sagt Ihnen noch was? Das beste Pferd im Stall des FC Bayern. Verletzt seit 5. Juli. Kollateralschaden im Bein nach einem Crash mit dem damaligen PSG-Keeper Donnarumma im Viertelfinale der Klub-WM.
Danach erlebten die Münchner einen Sommer voller Zweifel. Sie wurden kleingeredet und verzwergt. Es herrschte eine nie gekannte Kader-Panik – zumindest bei den Medien. Plötzlich kassierten die Bayern Körbe auf dem Transfermarkt, allen voran von Florian Wirtz.
Sportvorstand Max Eberl wurde wie eine Sau durchs Dorf getrieben, weil er sich schwertat, neue Stars zu akquirieren. Und der Trainer coachte immer noch auf Bewährung. Der bis dato größte Erfolg von Vincent Kompany war nicht die 34. Münchner Meisterschaft, sondern die Tatsache, dass es keine Diskussionen über ihn gab.
Hinzu kamen die befürchteten Strapazen der Klub-WM – und Thomas Müller war weg. Also brauchte es in der Kabine eine neue Hierarchie.
Kurzum: Die eigentlich per DNA festgelegte Bayern-Dominanz stand auf dem Spiel.
Inzwischen liest sich all das wie eine Mär aus dem letzten Jahrhundert. Zum Glück ist Irren menschlich.
17 Spiele, 16 Siege, ein Remis – in vier Wettbewerben: Im November 2025 sind die Bayern das Maß der Dinge in Europa.
Wie das geht? Offenbar kann sich ein Team in einen Flow hineinsiegen. Wir erleben aktuell einen abgeklärten Kimmich, der seinen Ehrgeiz unter Kontrolle hat. Aus dem Wackelpudding Laimer ist eine Festung geworden. Gnabry hat sich nach diversen Verletzungen neu erfunden. Upamecano patzt nicht mehr. Und vorn glänzt der beste Harry Kane, den es jemals gab.
Tja, und der Chef der Kompanie, der gilt plötzlich als Lichtgestalt. Vor allem wegen des neuen Teamgeistes. „Kompany kann Menschen verändern“, meint Eberl. Und Prime-Experte Mats Hummels sagt: „Ich habe selten gehört, dass eine Mannschaft so gut über einen Trainer spricht, menschlich wie fachlich.“
Flugs haben Hoeneß und Konsorten verlängert. Ohne Ausstiegsklausel. Aus Angst, ManCity könnte auf die Idee kommen, Ex-Kapitän Kompany als Erben des ewigen Pep Guardiola einzusetzen.
Das alles war vor dem Triumph im Prinzenpark.
Nach dem Monsterspiel in Paris mit einer perfekten ersten Hälfte samt zwei erpressten Toren sowie dem Resilienztest in anschließender Unterzahl bei nur noch 29 Prozent Ballbesitz gingen die Experten "all in". „Das war eine neue Dimension“, schwärmte der geborene Nörgler Sammer vom Pressing der Bayern, das den amtierenden Champions-League-Sieger 45 Minuten lang schachmatt setzte. Hummels staunte nur noch: „Alle Spieler auf allen Positionen. Da musst du mental aktiv sein!“ Die Lust an der maximalen Herausforderung trieb die Bayern schon früh an ihre Grenzen. „Nach 25 Minuten habe ich gedacht, ich falle um“, gab Kimmich zu.
Wo das noch hinführt? Wo doch Musiala bald zurückkommt, Davies ebenso. Und Ito. Nie schien das Triple greifbarer als jetzt. Aber Irren bleibt menschlich.
Wer glaubt, die Bayern stauben den Henkelpott beim Discounter ab, sei höflich gewarnt. Überlegen Sie gut, wie viel vom Weihnachtsgeld Sie verwetten auf einen Münchner Triumph im Finale der Champions League am 30. Mai in Budapest.
Denken wir nur an Leverkusen. Die Zauberfußballer von Xabi Alonso verloren in der Saison 2023/24 in drei Wettbewerben nur ein einziges Spiel – dummerweise das Finale der Europa League.