Letzte Woche wurde wieder mal der Ballon d’Or verliehen. Das ist eine Art Oscar des Fußballs, eine Gala zwischen Eitelkeit und Eifersucht. Aitana Bonmati hat diesen „Goldenen Ball“ zum dritten Mal in Folge gewonnen, was noch keine andere Frau geschafft hat.
Die zierliche Spanierin ist eine wunderbare Kickerin, abgesehen davon, dass sie uns mit einem rotzfrechen Schuss ins kurze Eck aus der EM bugsiert hat.
Die Kriterien bei dieser Journalistenwahl sind individuelle Leistung, Abschneiden des Clubs, Talent und Sportsgeist. Was Letzteres betrifft, lässt sich über den männlichen Dominator Ousmane Dembélé trefflich streiten. Hat sich der Franzose doch einst bei Borussia Dortmund weggestreikt und sich danach beim FC Barcelona eher in der „Döneria“ einen Namen gemacht als auf dem Platz. Nun wurde er in Paris von Luis Enrique sozialisiert und gilt mit 28 plötzlich als bester Fußballer der Welt.
Dass Bayern-Ballzauberer Olise abgeschlagen auf Rang 30 geführt wird, berechtigt, anders als bei Bonmati, zu fundamentalen Zweifeln an der Seriosität der Abstimmenden. Doch der Franzose ist erst 23, hat also noch Zeit für die ganz großen Meriten.
Im Gegensatz zu Harry Kane. Der 32-jährige Brite holte im Sommer mit den Meister-Bayern endlich den ersten Titel seiner Karriere. Die Münchner Torfabrik kommt aktuell auf unvorstellbare 100 Treffer in 104 Spielen. Mit 0,96 Toren pro Partie übertrifft er in punkto Effizienz sogar Robert Lewandowski, der in 375 Spielen 344-mal traf, was einen Quotienten von 0,92 bedeutet. Dennoch landete Kane beim Ballon d’Or nur auf Rang 13. Eine Dreistigkeit!
Was Serien und Rekorde angeht, hat sich Noah Atubolu ins Rampenlicht katapultiert. „Der Baumstamm“ im Freiburger Tor, wie ihn die „Stuttgarter Zeitung“ nennt, hat fünf Elfmeter in Folge gehalten – Bundesliga-Rekord.
Der Sohn nigerianischer Eltern, der im Freiburger Problemviertel Weingarten aufgewachsen ist, reklamiert das nicht für sich alleine, sondern verweist auf das dreiköpfige Torwart-Trainerteam des Sport-Clubs. „Ich bin derjenige, der es auf den Platz tragen darf“, sagt „Atu“.
Was geht da ab? Wird da einer mit KI programmiert?
Spaß beiseite: Atubolu hat als Elfmeterkiller inzwischen den in dieser Hinsicht legendären Rudi Kargus überflügelt. Die Karriere-Erfolgsquote des Freiburgers liegt bei 33 Prozent. Kargus brachte es auf 32 Prozent gehaltene Strafstöße.
Ein zweifelhafter Serientäter ist Dominik Kohr, Spitzname Hard-Kohr. Der Mainzer, der sich im normalen Leben schon als Lebensretter auf der Autobahn hervorgetan hat, kassierte vor einer Woche in Augsburg den achten Platzverweis seiner Karriere.
Der vorbildlichste Serientäter im deutschen Fußball heißt Frank Schmidt. Seit 18 Jahren ist er Trainer des 1. FC Heidenheim und damit länger im Amt als sämtliche 17 Bundesliga-Kollegen zusammen.
Aber in der Welt des Sports existieren noch ganz andere Dauerbrenner. Nehmen wir nur die drei Musketiere im Tennis: Djokovic hat 24 Grand-Slam-Turniere gewonnen, Nadal 22, Federer 20. Dafür haben sie sich geschunden ohne Ende. Was beileibe nicht jedem gegeben ist. „Ich bewundere ihre Mentalität, aber ich verstehe sie nicht“, sagt Boris Becker, der sechs solche Titel geholt hat.
Das Gegenstück ist ein One-Hit-Wonder. So wie Michael Stich. Der triumphierte einmal in Wimbledon, verarbeitet nun seine Karriere als Kunstmaler und kassiert bis zu 25.000 Euro für seine Werke in Öl und Acryl. Da dürfte sein Name eingepreist sein.