Wenn Fußball-Trainer ins Rentenalter kommen, ist es wie mit den Ärzten: Für Notfälle reicht’s immer noch.
Es gibt Situationen, da hilft weder eine Taktiktafel noch ein Laptop und schon gar keine ballfernen Räume. In entscheidenden Momenten ist es oft reine Kopfsache. So wie beim 1. FC Köln.
Die launische Diva vom Rhein galt monatelang als Maß der Dinge in der 2. Liga. Und nach dem sensationellen Triumph im Pokalderby bei Titelverteidiger Leverkusen schien der Wiederaufstieg ein Selbstläufer zu sein. Doch dann holten die „Geißböcke“ aus fünf Spielen nur noch fünf Punkte. Auf der Zielgeraden drohte dem Tabellenzweiten das Benzin auszugehen – vor allem emotional.
Ein klarer Fall für die Notbremse: Rot für Trainer Struber und für Geschäftsführer Keller, der diese Entscheidung nicht mittragen wollte.
Und es ist ein Fall für Funkel. Friedhelm Funkel (71) ist so was wie der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr unter den Fußball-Trainern. Er frönt seinem Rentnerdasein auf dem Tennisplatz, geht dort aber ans Handy. Kürzlich war der Effzeh dran.
Funkel schlief darüber und sagte zu. Für zwei Spiele, maximal für vier, falls es über die Relegation geht. Das alles für eine Aufstiegsprämie von 250.000 Euro. Geht’s schief, kassiert er trotzdem noch 100.000. Das kann man mal machen ...
Seit Mittwoch redet Funkel die neuen Spieler stark. „Fußball ist einfach“, sagt er, „keine Mathematik.“ Sein Rezept: „Verdrängen, was vorher war.“ Mit Küchenpsychologie lässt sich in diesem Millionenspiel eine Menge machen. Der erste Schritt ist getan. Dank eines Aussetzers von Nürnbergs Torhüter. Vielleicht hat einer wie Funkel auch einen vereinsübergreifenden Vertrag mit dem Glück.
Felix Magath eher nicht. Der 72-jährige Teetrinker bietet sich an wie Sauerbier, seit er die Berliner Hertha vor drei Jahren erfolgreich durch die Relegation gedeichselt hat. Im Sommer würde er gerne HSV-Präsident werden. Doch den alten „Quälix“ will keiner mehr. Magaths Machtspiele sind aus der Zeit gefallen.
So wie Otto Rehhagel, der 2004 die fußballerischen Analphabeten aus Griechenland zum unattraktivsten Europameister aller Zeiten machte. Mit einer Taktik aus der Steinzeit: den Bus vor dem Tor parken und vorne Flanke, Kopfball, Tor – Viertel-, Halbfinale und Endspiel gewann die Minimalisten jeweils mit 1:0.
Weil alle nach der Pfeife von „Rehakles“ tanzten: „Griechenland hat die Demokratie erfunden. Ich habe eine demokratische Diktatur eingeführt“, pflegt er zu sagen. Letztes Jahr wurde der 86-Jährige in Athen für sein Lebenswerk geehrt. Vom griechischen Ministerpräsidenten höchstpersönlich.
Länger als Rehhagel gibt’s nur noch Erich Ribbeck. Der ist mit seinen 87 gefühlt so alt wie Theodor Fontanes Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“.
Rehhagel und Ribbeck stehen längst unter Denkmalschutz. Tja, und Friedhelm Funkel, so heißt es, greift nur noch bei seinen Herzensvereinen ein. Neben Köln sind das der 1. FC Kaiserslautern und Fortuna Düsseldorf. Bayern München gehört nicht dazu.
Was also macht Uli Hoeneß, falls er mal wieder einen Feuerwehrmann braucht? Bislang hatte er mit Josef Heynckes ein echtes Ass im Ärmel. De jute Jupp sprang schon viermal ein – zuletzt 2017. Damals ließ er seinen Schäferhund entscheiden. „Als Cando zweimal gebellt hat, war das Ding in trockenen Tüchern.“
Das ist lange her. Am Freitag wurde Heynckes 80, und Cando ist schon lange tot. Vielleicht muss Hoeneß dann doch Friedhelm Funkel fragen.