Der Trapattoni des Handballs?

Giovanni Trapattoni ist der berühmteste Italiener im deutschen Fußball – weit vor Luca Toni oder Ciro Immobile. Als Trainer versuchte der elegante Maestro, dem Bundesliga-Grau sein Dolce Vita einzuhauchen.

Sein größtes Problem war nicht die Taktik, sondern die Kommunikation: deutsche Sprak, schwere Sprak.

Gespräche unter Italienern sind zwar ein Ganzkörpererlebnis, doch als Solist tat sich „Trap“ schwer. In München begann er mit Pizza­denglisch: „When the Team is fertig, we will habe molto Fun“, sagte er bei seinem Antritt als Bayern-Coach.

Wirklich ansteckend war nur sein Temperament. Der Rest: ein großes Missverständnis, das darin gipfelte, dass der ausgewechselte Jürgen Klinsmann wutentbrannt in eine Werbetonne trat.

Viele Strafzettel

Das Ende ist bekannt – Trapattonis legendäre Wutrede, die Klickrekorde im Netz erzielte: „Was erlaube Struuunz? Sssickler, Basssler, spiele schlecht wie Flasche leer. Eine Trainer ist nichte eine Idiote. Ick abe fertig...!“

Zehn Jahre später versuchte er sich beim VfB Stuttgart. Doch am Wasen verdichtete er weder Spaghetti zu Spätzle, noch lieferte er die gewünschten Titel. Erfolgreich war „Trap“ nur mit seiner Maultaschenwerbung: „Isse wichtig, spiele mit Biss!“

Ansonsten blieben auf der Geschäftsstelle viele Park-Strafzettel in Erinnerung und seine Erkenntnis: „Fußball ist ding, dang, dong.“

Wiederholt sich die Geschichte jetzt – nur andersrum und im Handball? Bob Hanning, langjähriger Geschäftsführer des Bundesligisten Füchse Berlin und ehemaliger Revoluzzer des deutschen Handballs, wird italienischer Nationaltrainer. Und das im Nebenjob!

Die Branche reagiert amüsiert bis irritiert. „Zeitweise“, schreibt die „FAZ“, „wissen nur Insider, was Hanning alles treibt. Seine kunterbunte Karriere erhält einen azurblauen Tupfer.“ Nicht wenige fragen: Ist der Oberfuchs tollwütig? Ist das eine Schnapsidee? Oder ein Grappa-Gag?

Kluge Köpfe sagen: Sprache ist die Kleidung der Gedanken. So viel steht fest: Bob, der Handball-Baumeister, wird bei seinem Ausflug über die Alpen verbal nicht das Niveau seiner schrillen Versace-Pullis erreichen. Sprachlich geht er kein Risiko ein – er vertraut einem Dolmetscher und Co-Trainer Jürgen Prantner.

Aber kann man sich einfach verdoppeln? Kann ein einzelner Mensch zwei solche Jobs gleichzeitig stemmen?

Das ist so, als hätte Uli Hoeneß in seiner Zeit als Bayern-Manager auch noch die zypriotische Nationalelf trainiert. Klingt idiotisch. Aber zumindest in dem Punkt ist Hanning kein Hoeneß.

Wein als Währung

Selbstzweifel sind beiden fremd. Hanning sagt so Sätze wie: „Ich hinterfrage mich täglich, ohne mich infrage zu stellen.“ Oder: Es liegt nicht in meiner DNA zu verlieren.“

Im März beginnt das Abenteuer Italien mit zwei EM-Qualifikationsspielen gegen Lettland. „Eine große Challenge“, weiß Hanning, „aber mir fehlt der Glaube ans Scheitern.“

Sein Berliner Ziehsohn Paul Drux sieht das ähnlich: „Bob und Italien, das ist ein Match“, glaubt der Ex-Nationalspieler und liefert ein weiteres Argument: „Bob trinkt gerne italienischen Rotwein.“

Als Trapattoni auch beim VfB fertig hatte, hinterließ er zwei Probleme: eine leere Wohnung und ein aufgeregtes Einrichtungshaus, das ihm als Sponsor das Inventar geliehen hatte. „Trap“ nahm die Möbel mit. Er hatte das Kleingedruckte nicht gelesen.

Diese Gefahr besteht bei Hanning nicht: „Die Italiener hätten mich auch mit Wein bezahlen können“, sagt er. Vielleicht ist das ein Hinweis auf eine mögliche Abfindung.

Falls alle Stricke reißen.

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