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m Mittwoch, als Trump das Weiße Haus zurückeroberte und der deutschen Ampel-Regierung das Licht ausging, schlug im Fernsehen die Stunde der Politikflüsterer: Diana Zimmermann, Ulf Röller und vor allem Elmar Thevesen mit seinem feinsinnig vorgetragenen Wissen versuchten, den Puls der Deutschen im grünen Bereich zu halten – aber gleichzeitig am Puls der Zeit zu bleiben.
Ein schwieriger Spagat. „In Washington ging es ziviler zu als in Berlin“, stellte „Stern“-Chefredakteur Gregor Schmitz fest, nachdem Kanzler Scholz den Finanzminister Lindner mit gestrecktem Bein aus dem Amt getreten hatte.
Der Thevesen des Fußballs heißt Matthäus. „Wenn Lothar spricht, hört Deutschland zu“, weiß RTL-Sportchef Andreas von Thien. Das war nicht immer so. Vor 14 Jahren begann das fränkische Plappermaul seine Expertenkarriere beim katarischen Sender „Al Jazeera“ und erklärte der arabischen Welt die WM 2010. „Es ist noch nicht lange her, da war der Rekordnationalspieler als mäßig erfolgreicher Trainer und Ehemann junger Frauen auf dem Weg zu einer Lachnummer“, erinnert die „Berliner Zeitung“.
Inzwischen hat sich „Loddar“ neu erfunden und besticht mit präziser, meinungsstarker Analyse, die keinen Widerspruch duldet. Und das auf drei Sendern gleichzeitig. Bei „Sky“ ist Matthäus Bundesliga-Experte und Kolumnist, für RTL bewertet er Länderspiele, Europa sowie Conference League und scheut nicht einmal Reisen in bedeutungslose Fußballorte wie das dänische Midtjylland.
So eine eierlegende Wollmilchsau ist auch Tabea Kemme. Die Polizistin hat es von der Frauen-Quotlerin zur spitzfindigsten unter den deutschen Fußballanalystinnen gebracht. Sie lässt kaum ein Mikro aus: Amazon Prime, Sky, Magenta TV. Im Auftrag des Telekom-Senders flog sie für ein Spiel nach Katar, um am nächsten Tag wieder in Ismaning im Studio vor der Kamera zu stehen, als hätte es zweimal fünfeinhalb Stunden Flugzeit nie gegeben.
In Zeiten schwindelerregender Preise für Übertragungsrechte ist Jobsharing auf dem Vormarsch. Wobei RTL beim Moderatoren-Mus nicht mehr so Laura-lastig daherkommt. Die Wontorra-Tochter ist fußballerisch zum Streamingdienst DAZN abgewandert und für den Kölner Privatsender nur noch bei Formaten wie „DSDS“ oder „Top Dog Germany“ am Start. Bleibt Laura Papendick, die ihre Fachleute Riedle und Matthäus zumindest an Körpergröße stets überragt.
Das frechste Mundwerk von allen hat Chris Kramer, der nach seiner aktiven Kickerkarriere gefühlt in jedes Mikro quasselt. Dabei kann der Solinger nicht nur messerscharf ein Spiel sezieren, sondern hat vor allem den Unterhaltungswert seiner Wahlheimat, dem Rheinland.
Der Frechdachs beherrscht die gesamte Klaviatur. Taktisch: „Wir hatten viel uninteressanten Ballbesitz!“ Zeitgeist: „Wäre die Gesellschaft eine Fußballkabine, hätten wir Probleme wie Rassismus und Ausgrenzung nicht.“ Fußball-Sprech: „Alonso hat mit seinem In-Game-Coaching krassen Einfluss!“ Und immer rotzfrech: „Mein Name ist Chris Kramer. Ich habe tatsächlich so viele WM-Titel wie Messi und CR7 zusammen.“
Nämlich einen. Allerdings wurde er beim siegreichen Finale von Rio ausgewechselt, weil er nach einem Ellbogencheck an den Kopf den Schiedsrichter fragte: „Ist das hier das WM-Finale?“
Zum Glück sind Spätschäden inzwischen auszuschließen. Im Gegenteil. Peter Penders von der FAZ zieht die Höchstnote für Kramer: „Ein Duo mit Klopp wäre die Erfüllung eines Traumes. Da könnte man manchmal sogar das Spiel weglassen.“