Auch drei Wochen nach seinem Tod sind die Nachrufe und Anekdoten zu Franz Beckenbauer noch immer nicht abgeebbt. Alle haben es gewusst, aber es scheint fast so, als würde erst jetzt jedem wirklich klar, welcher Sympathieträger und genialer Außendarsteller dieses Landes für immer gegangen ist.
Wie kein anderer hat es der „Kaiser“ geschafft, seine Popularität in die Zeit nach der aktiven Laufbahn zu transportieren und als Teamchef sowie Markenbotschafter des deutschen Fußballs ins nahezu Unermessliche zu steigern.
Beckenbauer stürzte nie in das berüchtigte Loch danach, das die Profisportler fürchten wie der Segler die Flaute.
Längst nicht alle sind so einfallsreich wie Andrea Petkovic. Der Tennis-Tausendsassa verarbeitet das Karriereende auf diversen Bühnen des Lebens. Die Darmstädterin mit bosnischen Wurzeln ist nicht nur Buch-Autorin und Moderatorin der ZDF-Sportreportage, sie hat es sogar schon ins „Literarische Quartett“ geschafft. Bei diesem von Marcel Reich-Ranicki erfundenen Format werden im ZDF Neuerscheinungen gelesen und diskutiert.
„Petko“ greift auch selbst zur Feder und liest am 13. Juni in der Offenburger Buchhandlung „Roth“ aus ihrem neuesten Werk „Zeit, sich aus dem Staub zu machen“.
Aktuell war sie als Courtside-Reporterin bei den gestern zu Ende gegangenen Australian Open am Start. Das heißt: Petkovic hielt den Assen direkt nach dem Matchball das Mikro unter die Nase. Von der erfolgreichen Titelverteidigerin Aryna Sabalenka wollte sie wissen, wohin all deren Energie geflossen wäre, wenn es das Tennis nicht gegeben hätte. „Definitiv zum Boxen“, konterte die Belarussin, ohne mit der Wimper zu zucken. Moment, mal: Will da jemand in den Ring? Oder gar ins Octagon?
Vermutlich eher nicht. Aber was viele gewesene Sport-Profis veranstalten, hat eine Menge mit austeilen zu tun. Als TV-Experten stutzen sie ihre Nachfolger im Kampf um die Einschaltquoten auf einsfuffzig mit Hut zusammen. Beim Handball geht’s dabei in der Regel noch human zu. Umso verwunderlicher war es, als sich Stefan Kretzschmar, Pascal Hens und „Mimi“ Kraus nach dem 22:22 bei der EM gegen Österreich den mit einer Erkältung ohnehin nur notgedrungen angetretenen Star Juri Knorr zur Brust nahmen. Von „Standhandball“ war die Rede.
Das war derb. Doch im Gegensatz zum Fußball wurde der Zwist direkt vor dem nächsten Spiel ausgeräumt. Und zwar in einem persönlichen Gespräch. „Sie kamen auf mich zu“, berichtete Knorr erleichtert.
Davon sind die Fußball-Analysten Lothar Matthäus und Co. weit entfernt. Und Thomas Tuchel als deren Zielscheibe Nummer eins hat auch schon das Angebot des Rekordnationalspielers, gemeinsam ein Bier zu trinken, vom Tisch gewischt.
Sobald die Bayern nicht gewinnen oder gar verlieren, wie zuletzt gegen Bremen, gerät der Coach ins Visier. Was er auch noch selbst befeuert mit Aussagen wie der: „Wir haben belanglos gespielt.“
Das kommt nicht gut. Auch Tuchels Neigung, den Leithammel Goretzka zum Bankdrücker zu degradieren, bietet Angriffsfläche. Dass Guerrero, den er angeblich bevorzugt, gegen Eisern Union die Kohlen aus dem Feuer geholt hat, gehört zur Pikanterie des Geschäfts.
Zwischenzeitlich vier Punkte Rückstand auf den brillanten Primus Leverkusen reichten dem Satireportal „Der Postillon“, um zu spotten: „Bei Bayern sind Kahn und Salihamidzic zurück – um Tuchel zu entlassen ...“
Gegen Satire ist kein Kraut gewachsen. Außer ignorieren.