Dieser Transfersommer stellte den meteorologischen trotz Klimawandels mühelos in den Schatten. Den Vogel schoss der im Besitz der amerikanischen Fenway Sports Group befindliche FC Liverpool ab: 482 Millionen Euro investierten die „Reds“ in neue Spieler.
Im Vergleich dazu spielt der deutsche Branchenprimus nur noch Monopoly. Bayern-Patron Uli Hoeneß, ein Metzgersohn mit schwäbischen Spargenen, gibt sich entgeistert: „Ich bin fassungslos, was in den letzten acht Wochen los war!“
Inzwischen beeindrucken die Münchner Muskelspiele keinen mehr so richtig. Dementsprechend fuhr der Serienmeister Achterbahn beim Versuch, seinen Kader qualitativ aufzumotzen. Obwohl Hoeneß mit Vater Wirtz auf Kuschelkurs war, ging der Junior lieber nach Liverpool. Und Nico Williams blieb in Bilbao.
Wenigstens Woltemade wollte, doch der VfB ließ die Bayern so lange zappeln, bis Newcastle zubiss. Dann noch Musialas Verletzung bei der Klub-WM und schließlich das Affentheater um die Leihe von Nicolas Jackson: Sportvorstand Max Eberl war die ärmste Sau. Er hatte den gebietenden Hoeneß im Nacken und die fordernden Medien am Hals. „Ab Dienstag ist Urlaub“, drohte er. Jetzt haben sie an der Säbener Straße Muffensausen, dass Eberl hinschmeißt.
Der neue, so gefeierte Bayern-Konkurrent Bayer Leverkusen zerbröselte in den letzten Wochen komplett. Weil der Erfolg des Kollektivs in eine Art Einzelvermarktung umschlug. Motto: Neue Herausforderungen braucht der Mensch.
Den Anfang machte der Vater des Erfolges: Trainer Xabi Alonso konnte dem Werben von Real Madrid nicht länger widerstehen. Dann machte sich Wirtz vom Acker, der Rest war ein Domino-Effekt: 17 Spieler, darunter sieben Topstars aus der Meisterelf 2024, sind Vergangenheit.
16 Neue kamen, und das Ziel bleibt ambitioniert: ein Platz in der Champions League muss es werden. „Ich bin überzeugt, dass das aufgeht“, meinte Geschäftsführer Simon Rolfes.
Sein erster Irrtum war der Trainer. Nach zwei Bundesligaspielen verglühte Erik ten Hag wie einst die US-Raumfähre Challenger und gab dem Klischee vom fliegenden Holländer ein neues Gesicht.
„EtH“, wie der glatzköpfige Coach in Fachkreisen genannt wird, war ab 2013 zwei Jahre lang für Bayern München II zuständig, verzückte dann aber in der Saison 2018/19 mit Ajax Amsterdam ganz Fußball-Europa: Im Achtelfinale der Champions League war Juventus das Opfer, im Viertelfinale gar Real, ehe Tottenham die mitreißend spielende Truppe um Mathijs de Ligt und Frankie de Jong ausbremste.
Doch bereits bei Manchester United, seiner letzten Station, galt ten Hag als arrogant und stur dazu. Und in Leverkusen passte es vom ersten Tag an nicht. Vor allem menschlich, wie es heißt.
Schweren Herzens korrigierte Rolfes diese noch schwerere Fehlentscheidung. Vielleicht hätte er besser Sandro Wagner geholt.
Der las nach seinem zweiten Bundesligaauftritt, bei dem sein Spieler Fellhauer eine schwere Gehirnerschütterung erlitt, ganz ungeniert den Bayern die Leviten. Von wegen Fairplay und so. Sky-Kommentator Fuss ernannte den übermotivierten Trainer-Novizen zum „Putscher“ der Liga.
Dann aber ließ sich Wagner zu einem Satz hinreißen, der mit dem Prädikat „ungeschickt“ wohlwollend bewertet ist. „Ich sehe uns auf keiner Position im Verein weniger qualitativ aufgestellt als die Bayern“, behauptete er.
Am besten holt Bayer jetzt einen Spanier. Damit sind sie stets gut gefahren, seit Fernando Carro das Sagen hat.