Sie sind längst an der Schmerzgrenze oder darüber. „Rose flehte die Ärzte an“, lautete eine Schlagzeile vor dem Champions-League-Spiel gegen Aston Villa. Weil der Trainer von RB Leipzig nur noch 14 einsatzfähige Leute hatte. 16 dürfen spielen. In Dortmund sitzen seit Wochen Rotznasen auf der Bank, die keiner kennt. Der Rest fehlt verletzt. Süle neuerdings auch. „Die Belastung ist kaum noch erträglich“, sagt Trainer Nuri Sahin.
Den anderen geht es auch so: Die Bayern ohne Kane und Neuer, der VfB ohne Undav. Und, und, und.
Aber von wegen bald ist Weihnachten, dann wird alles gut. Jetzt geht’s erst richtig los! Es folgt die kürzeste Winterpause aller Zeiten. 19 Tage, inklusive Vorbereitung. Dann sofort eine englische Woche in der Bundesliga, ehe es Ende Januar in der Vorrunde der Champions League um die Wurst geht.
Das Finale der Königsklasse steigt am 31. Mai. In der Folgewoche findet das Endturnier der Nations League statt, um das sich Deutschland reißt. Und sieben Tage danach beginnt in den USA die Klub-Weltmeisterschaft.
Dauer: Ein Monat! Format: 32 Teams in acht Vorrundengruppen, wie bisher bei der richtigen WM. Flüge über Zeit- und Klimazonen – all inclusive. Zielgruppe des künftig alle vier Jahre geplanten Wahnsinns sind die Märkte in Asien und Südamerika.
Schon vier Wochen nach der Klub-WM bricht mit dem DFB-Pokal eine neue Saison an, die im Sommer 2026 in eine auf 48 Teilnehmer aufgeblähte Weltmeisterschaft der Nationen mündet.
Regeneration samt Aufbautraining können sich die an allen Fronten geforderten Superstars in die Haare schmieren.
„Der Zeitpunkt ist problematisch, aber wir machen daraus kein Problem“, sagt Dortmunds Geschäftsführer Lars Ricken. Das heißt so viel wie: Wir springen in den See und machen uns nicht nass. Ricken verspricht: „Wir nehmen das Turnier sehr ernst.“ Ins gleiche Horn bläst Bayerns CEO Dreesen: „Die Spieler freuen sich auch darauf, wir supporten diese WM.“
Zumindest die Freude der Bosse ist nicht nur gespielt. Was am zu erwartenden Geldregen liegt. Der Weltverband Fifa, der sich das alles ausgedacht hat, verspricht jedem Teilnehmer eine Antrittsprämie. Zwischen 30 und 50 Millionen Euro, liest man. Was auch die Spieler gnädiger stimmt. Schließlich landet der Löwenanteil auf ihren Konten oder denen ihrer Berater.
Blitzrechner wissen an der Stelle längst, dass der Etat der neuen Sommer-Show die Milliardengrenze bei weitem übersteigt. Wer die Zeche zahlt? Gute Frage, wo es doch bis vor wenigen Wochen noch keinen Interessenten für die TV-Übertragung gab. Jetzt steht fest: DAZN nimmt die Sache weltweit in die Hand. Der Streaming-Dienst arbeitet defizitär, wenn auch rückläufig, und verkündet allem zum Hohn: In Deutschland gibt’s die Klub-WM umsonst – kein kostenpflichtiges Abo nötig, nur ein Account.
Das klingt wie eine Geschichte aus Tausendundeine Nacht. Und ist es auch irgendwie. Denn schon kursieren Berichte, dass der Staatfonds von Saudi-Arabien bei DAZN einsteigen will.
Da sind wir ganz schnell wieder bei der Fifa und ihrem Präsidenten. Gianni Infantino gab den Saudis den Zuschlag für die WM 2034 online per Akklamation – durch Beifallklatschen. Norwegen enthielt sich als einziger Verband. Nur am Rande: Die Fifa erhält aus Saudi-Arabien jährlich 100 Millionen Euro Sponsorengelder.
Klub-WM, Fußball-WM: Infantino macht, was er will. Und alle machen mit. Auf Gedeih und Verderb.