Autor Thomas Kastler (l.) Moderator Toni Vetrano, Arnulf Meffle, Daniel Kempf und Holger Kimmig. Foto: Christoph Breithaupt

Ein Abend im Zeichen des Sports

Oberkirch. Thomas Kastler kam noch gar nicht dazu, ein einziges Wort aus seinem Buch "Blut am Saxophon" vorzulesen, da hatte er schon einen Rekord gebrochen. Denn wie Inhaber Georg Börsig mitteilte, hatte es bei all den Lesungen in der Oberkircher Bücherinsel noch nie ein Autor geschafft, gleich vier weitere Protagonisten mitzubringen. Dass sich die Fülle an Akteuren lohnte, davon ließen sich die rund 30 Gäste in der ausverkauften Buchhandlung allerdings schnell überzeugen.

In Kastlers Werk, das im Zuge der Corona-Pandemie 2020 erste Formen annahm, geht es auf 456 Seiten um 14 spannende Geschichten aus der Ortenauer Sportwelt, zu denen die Gäste am Montagabend die ein oder andere Hintergrundinformation geliefert bekamen. Dafür sorgte Moderator Toni Vetrano, ehemaliger (Ober-)Bürgermeister von Kehl und Durbach, der dem früheren Sportchef der Mittelbadischen Presse und den drei eingeladenen Ortenauer Sportgrößen nach der Lektüre kurzer Textpassagen immer wieder interessante Details zu den genauen Abläufen der Geschichten entlockte.

So erfuhren die Gäste zunächst, dass Wladimir Klitschko zwar keinen anderen Boxer, dafür aber die Tücken des Saxophonspiels fürchten musste und der frühere Weltklassehandballer Arnulf Meffle einen "Bürgerkrieg" zwischen seinem Heimatort Schutterwald und dem damals verfeindeten Hofweier riskieren musste, um auf den Zug zur WM 1978 aufspringen zu können. "Zwischen Schutterwald und Hofweier war früher keine Mauer, sondern ein ganzes Gebirge. Es war unvorstellbar, dass dort jemand drüber geht", schilderte der spätere Weltmeister dem amüsierten Publikum seinen damaligen Vereinswechsel.

Unterhaltsam ging es auch danach zu, als mit Daniel Kempf der zweite Protagonist des Abends zu Wort kam. Dabei erzählte der frühere Handballer der SG Willstätt-Schutterwald, wie er gegen den großen THW Kiel das Spiel seines Lebens absolvierte und seinem exzentrischen Trainer Bob Hanning zu einer erfolgreichen Wette verhalf – obwohl dieser den aktuellen Trainer des TV Oberkirch zunächst nur widerwillig einsetzte. "Er hatte gar keine andere Wahl, auf meiner Position war halt niemand außer mir mehr da", erzählte Kempf von seiner speziellen Verbindung zum heutigen Sportfunktionär und sorgte damit für große Erheiterung im Saal.

Doch auch abseits des Handballs beschreibt "Blut am Saxophon" bewegte Schicksale, wie die Geschichte von Holger Kimmig beweist. Beim aus Kork stammenden Kimmig musste nach einem schweren Fahrradunfall 1986 eine Amputation am Oberschenkel vorgenommen werden, wovon sich der damals Elfjährige allerdings nicht aus der Bahn werfen ließ. Stattdessen nahm Kimmig im Schwimmbecken neue Ziele ins Visier, die er bei den Paralympics 1992, 1996 und 2000 mit mehreren Medaillen erreichte. "Der Sport hat bei mir unheimlich viel bewirkt und mir mein Selbstwertgefühl wiedergegeben", blickt der 50-Jährige heute auf seinen Umgang mit dem Schicksalsschlag zurück.

Bewirkt hat der Abend auch, dass im Anschluss an die Lesung das ein oder andere Buch über die Theke wanderte, das der zufriedene Autor gerne mit persönlicher Widmung signierte. Mit den Erlösen unterstützt Kastler – passend zum titelgebenden Wladimir Klitschko – ein Hilfsprojekt in der Ukraine.

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