Zwei Katastrophen erschütterten den Amateurfußball in dessen Blütezeit in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Am zweiten Weihnachtsfeiertag verlor der VfR Mannheim seine Führungsriege. Fußballchef Erich Spatz und Trainer Rudi Diehlmann starben bei einer Gas-Explosion in der Sauna eines Hotels in Garmisch-Partenkirchen.
Zwei Jahre zuvor verunglückte die Lichtgestalt des südbadischen Fußballs tödlich. Karl-Heinz "Kalla" Bente kam mit seinem Porsche von der Autobahn ab und prallte gegen einen Baum. Seinem Freund Alfred Metzler bot sich ein bizarres Bild. "Im Geäst hingen Föhn und Kulturbeutel. Der Inhalt war typisch für Kalla. Ein Flakon mit Aramis-Parfum und Spielkarten", berichtet Metzler. Fesselnd, anschaulich, voller Emotionen und erhellender Details ist das Buch "Blut am Saxophon" von Thomas Kastler.
Der 67-jährige Sportjournalist war lange Ressortleiter der "Mittelbadischen Presse" in Offenburg. Was er erlebte und schildert, ist weit über die Region hinaus interessant.
Nicht ihrem damaligen Freund und Trainer Boris Henry habe sie den Weltmeistertitel im Speerwerfen zu verdanken, vertraute Christina Obergföll dem Autor an, sondern dem Heidelberger Psychologen und Sportwissenschaftler Hans Eberspächer.
Dieter Eckstein, der mal eine Saison beim SV Waldhof Mannheim war, spricht über die Schicksalsschläge, die sein Leben überschatteten. Mit 14 war der Nationalspieler Vollwaise, sein Baby starb an plötzlichem Kindstod, dass er einen schweren Herzinfarkt überlebte, grenzt an ein Wunder. Wie Eckstein, kommt auch Martin Wagner aus dem Mittelbadischen. Er bestritt 200 Bundesligaspiele für den 1. FC Kaiserslautern, Sein Freistoßtor am 25. Mai 1996 zum 1:0-Pokalsieg über den Karlsruher SC basierte auf dem Wissen um orthopädische Anormalitäten. Wagner. "Ich wusste, dass Abwehrchef Dirk Schuster O-Beine und Torwart Claus Reitmeier X-Beine hat. Mein Schuss war darauf abgestimmt."
Es war ein paar Tage vor dem legendären 7:0 gegen Valencia, als sich der Seat Toledo von Edgar Schmitt auf der Fahrt von der Eifel nach Karlsruhe zweimal überschlug. "Euro-Eddie" blieb unverletzt, doch der Salto auf der A 62 der Öffentlichkeit nicht verborgen. Ein Polizeibeamter steckte die Unfallfahrt einer Boulevard-Zeitung. Die titelte: "Fußballstar fliegt übers Martinshorn." Ein Strafbefehl flatterte dem KSC-Profi auch noch ins Haus. Er habe einen Schock erlitten, gab der Beamte zu Protokoll.
Wegen des Unfalls mit Körperverletzung sollte Schmitt 48.000 Mark zahlen. Seine Anwältin handelte den Betrag auf 5000 Mark herunter. Honorar bekam der Informant dagegen nicht. Er hatte den Journalisten erst die Geschichte erzählt und danach die Hand aufgehalten.
Kastler will den Erlös aus dem Verkauf des Buches einem Hilfsprojekt in der Ukraine zur Verfügung stellen. Den Titel verdankt sein Buch den boxenden Brüdern Klitschko.
Pralles Leben, flotte Schreibe: "Blut am Saxophon" ist ein Geheimtipp."
Info: Blut am Saxophon von Thomas Kastler hat 456 Seiten und kostet 24 Euro. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite thomas-kastler.de